Ausgangsfrage: Was ist symphonische Blasmusik?
In einem Blasmusikforum wurden 12 Persönlichkeiten/ Dirigenten als Vertreter der Blasmusik zu diesem Thema befragt. Zusammengefasst ergaben sich folgende Antworten.
- Sowohl eine Besetzungsform (große ausgeglichene Instrumentalpalette von Sopran- bis Kontrabasslage und der ganzen Palette des Schlaginstrumentarium) als auch eine Art, farbenreich und differenziert für Blasorchester zu arrangieren oder komponieren
- Eine künstlerische Musizierhaltung. Die Art des Musizierens mit u.a. sauberer Intonation, gutes Auftreten, Streben nach musikalisch-lebendiger Gestaltung
- Ein Qualitätsbegriff, definiert durch die Klangfarbe, Intonation, Artikulation und Besetzung
- Eine Klangvorstellung: Transparent, ausgewogen und stimmig
- Eine Spielart
Meine Meinung hierzu:
Vielerorts wird die symphonische Blasmusik durch die Literatur und die Besetzung definiert. Dies ist jedoch meines Erachtens zu kurz gedacht. Für mich gehört zur symphonischen Blasmusik die dazu passende Spielweise und der sogenannte symphonische Klang untrennbar zusammen. Oder in anderen Worten: Ein traditionell (richtige Töne, korrekter Rhythmus, ausdifferenzierte Dynamik) einstudiertes symphonisches Werk von einem gut besetzten Blasorchester ist unter Umständen keine symphonische Blasmusik. Es kann durchaus gute und hörenswerte Blasmusik sein, aber m.E. ohne das Prädikat symphonisch.
Der Weg zum symphonischen Klang führt über die drei folgenden Merkmale:
1) Klangausgleich und
2) Registerbalancedies bedeutet
- eine Ausgewogenheit innerhalb der Register;
- Ausgewogenheit der Register untereinander;
- Akkordische Ausgewogenheit;
- Ausgewogenheit zwischen Melodie, Harmonie, Begleitung und Schlaginstrumentarium
und der
3) Grundstimmung/ Intonation als Ergebnis von gutem Klangausgleich und guter Registerbalance.
Gut gestimmte Instrumente sind eine gute Basis für die korrekte Intonation, aber es dürfte zweifelsfrei feststehen, dass auch ein Ensemble mit akkurat gestimmten Instrumenten unter Umständen intonatorische Defizite haben kann.
Weitere Faktoren:
Es müssen also noch weitere Faktoren eine große Rolle spielen:
Ausgewogener Klangausgleich und eine gute Registerbalance sind die weiteren Zutaten für eine gute Intonation und quasi als Nebenprodukt ergibt sich der gesuchte symphonische Klang.
Grundstimmung
Die aktive Gehör-Kontrolle der Intonation hängt unmittelbar mit dem Klangausgleichs und der Balance zusammen. Ein guter Klangausgleich und eine gute Balance ist für eine gute Intonation unerlässlich und zwar in dieser Reihenfolge.
Nur die stete Arbeit an dem Klangausgleich und der Balance führen zu einer guten Intonationskontrolle.
Klangpyramide
Der symphonische Klang entwickelt sich dynamisch von tief nach hoch, den sogenannten Klangpyramiden. In Abhängigkeit von der gewünschten Gesamtlautstärke 1/1 ergibt sich folgende Lautstärkeverteilung von laut nach leise:
Beim Blech:
Tuba;
3. 2. 1. Posaune;
4. 3. 2. 1. Horn;
3. 2. 1. Trompete
Lautstärke des
Tenorhorns ist abhängig von der Komposition: Spielt es mit dem Horn oder der Posaune dann mit der entsprechenden Lautstärke des zugewiesenen Registers.
Zu beachten ist auch der Lautstärkeaufbau innerhalb des Registers.
Beim Holz ist es identisch, auch hier dynamische Abstufung von tief nach hoch:
Bassklarinette;
Baritonsaxophon;
Tenorsaxophon;
2. 1. Altsax;
3. 2. 1. Klarinette;
3. 2. 1. Flöte;
2.1.
Oboe;
Lautstärke Fagott steht je nach Komposition in Beziehung zu der Lautstärke des zugeordneten Registers.
Auch hier ist der Lautstärkeaufbau innerhalb des Registers zu beachten.
In leiser Lautstärke sind viele Blasorchster dem Ideal der Klangpyramide sehr nahe, welche bei Zunahme der Lautstärke zumeist drastisch abnimmt.
Die Lautstärkeangaben 1/1, 1/4 usw. sind immer in Abhängigkeit von der gewünschten Gesamtlautstärke zu sehen und stellen keine absoluten Werte dar.
Eine ggf. ungleichmäßige Besetzung ist bei der Klangpyramide auch zu beachten.
Tipps zum Crescendo-Spiel von Akkorden
unterteilt in Blech und Holz:
Blech:
Tuba, 3. Posaune und Bariton spielen volles 1/1 crescendo
;
2. Posaune spielt 3/4 crescendo
;
1. Posaune spielt 1/2 crescendo;
4. und 3. Horn spielt volles Crescendo;
2. Horn spielt 2/3 crescendo;
1. Horn 1/3 crescendo;
3. Trompete spielt 2/3 crescendo
;
2. Trompete spielt 1/3 crescendo;
1. Trompete spielt 1/4 Crescendo;
Als abschreckendes Gegenbeispiel könnte man zu Lernzwecken dann von jedem Spieler/ jeder Spielerin das Gegenteil spielen lassen. Wie klingt das?
Holz:
Fagott, Bassklarinette, Baritonsax volles 1/1 crescendo;
Tenorsax, 2. Altsax 3/4;
1. Altsax, Altklarinette 2/3;
3. Klarinette volles 1/1 crescendo;
2. Klarinette, 2. Flöte 1/2 crescendo;
1. Klarinette, Oboe, 1. Flöte 1/4 crescendo
Probentipp:
Auch hier Gegenbeispiel
wie oben anspielen lassen.
Dann Holz und Blech zusammen mit korrekter Lautstärkeverteilung und mit Gegenbeispiel
.
Nun nicht nur mit einem crescendo/ decrescendo, sondern in abgestufter Dynamik: p, mf, f, ff.
Schlussfolgerung:
Bei korrekter Anwendung der Balance spielt jeder einzelne Instrumentalist lauter als die anderen Spieler welche höhere Noten spielen und jeder Spieler mit höheren Noten spielt leiser als die Spieler mit tieferen Noten.
Diese Konstellation bietet eine hervorragende Ausgangslage für eine korrekte Intonationskontrolle mit den tiefen Tönen im Register bzw. im Klang.
Auf den tiefen Registern inkl. Pauken lastet diesbezüglich eine große Verantwortung.
Aufführungshinweise für Schlagwerk
- Mallets sind deutlich hörbar auszuführen.
- Spielen Instrumente mit bestimmter Tonhöhe (z.B. Mallets) zeitgleich mit Instrumenten mit unbestimmter Tonhöhe (Idiophone z.B. Becken, Rasseln und Membranophone z.B. Trommel), dann spielen die Erstgenannten dominanter.
- Glockenspiel ist grundsätzlich mit Metallschlegeln zu spielen
.
- Chimes/ Tubular Bells Anschläge sollten in gleichbleibender Lautstärke erfolgen. Immer zwei Schlegel/ Hämmer benutzen.
- Vibraphone immer ohne Motor, es sei denn es ist entsprechend notiert.
- Xylophone und Temple Blocks sollten außen im Orchester platziert werden, da ihr Ton durch das Orchester hindurch schwierig zu hören ist.
- Tam-Tam benötigt keinen Warm-up Schlag.
- Schwierige Stellen in der großen Trommel mit zwei Schlegeln spielen
.
- sfzp mit cresc. mit Pauken oder große Trommel: Ein starker Schlag und dann startet der Wirbel in piano. Der laute Schlag zu Beginn ist ohne Wirbel.
- Große Trommel und Pauken nicht zu weit auseinander aufstellen, wenn sie gemeinsamen Rhythmus spielen.
- Große Trommel grundsätzlich mit weichem Schlegel in der Mitte des Fells anschlagen.
- Pauken grundsätzlich mit hartem Schlegel, außer es steht anders geschrieben.
Wie immer: Es gelten die Dirigentenanweisungen.
Quellen:
Effective Performance of band literature by W. Francis McBeth
Teaching Music through Performance in Band Bd. 2, by Richard Miles